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Selektiv zu sein kostet Umsatz. Nicht selektiv zu sein kostet Reputation.

Geschrieben von Ramin Wais | 15.12.25 09:20

Warum konsequentes Nein-Sagen im Kapitalanlagemarkt wieder ein Qualitätsmerkmal ist

Der Markt für Kapitalanlageimmobilien ist derzeit vor allem eines: laut.
Allein auf Social-Media-Plattformen laufen zehntausende Anzeigen, die Sicherheit, Steuervorteile und einfache Lösungen versprechen. Inhaltlich ähneln sich viele Angebote – Unterschiede liegen oft weniger im Objekt als im Vertriebsdruck dahinter.

Was dabei selten thematisiert wird, ist eine einfache Frage:
Was wird bewusst nicht angeboten – und warum?

Ablehnung ist kein Zufall, sondern eine strategische Entscheidung

Bei IID Immobilien Investment Deutschland wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Projektentwickler nicht in das Partnerportfolio aufgenommen, darunter auch bekannte Namen der Branche. Diese Entscheidungen stießen nicht immer auf Verständnis. Aus Marktsicht galten viele der Projekte als problemlos platzierbar.

Rückblickend zeigt sich jedoch: Gerade diese Ablehnungen haben Berater und Anleger vor späteren Problemen geschützt. Während andere Marktteilnehmer heute mit verzögerten Finanzierungen, schwierigen Notarprozessen oder erklärungsbedürftigen Kaufpreisen konfrontiert sind, blieben entsprechende Konstellationen unseren Partnern erspart.

Ablehnung ist in diesem Kontext kein Nebenprodukt, sondern Teil des Systems.

Der Preis von Konsequenz

Selektiv zu arbeiten klingt gut – ist aber nicht kostenlos.
Wer filtert, verzichtet zwangsläufig:

  • auf Umsatz

  • auf Geschwindigkeit

  • auf Marktanteile

Viele Marktteilnehmer sind strukturell gar nicht in der Lage, diesen Preis zu zahlen. Vertrieb, Margenmodelle und Erwartungshaltungen lassen wenig Raum für echte Auswahl. Das erklärt, warum konsequente Prüfmechanismen zwar häufig gefordert, aber selten durchgehalten werden.

Genau hier liegt der Unterschied: Konsequenz funktioniert nur, wenn man bereit ist, sie auch unter Wachstumsdruck beizubehalten.

Geschwindigkeit entsteht nicht durch Druck, sondern durch Vorbereitung

Ein oft unterschätzter Qualitätsfaktor ist die tatsächliche Umsetzbarkeit nach der Kaufentscheidung. Während Finanzierungen im Markt aktuell nicht selten sechs bis acht Wochen benötigen, zeigt sich bei vorgeprüften Strukturen ein anderes Bild: notarielle Umsetzungen sind teilweise innerhalb von 14 Tagen nach Reservierung möglich.

Diese Geschwindigkeit ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis realistischer Kaufpreise, früh geprüfter Finanzierungsparameter und klarer Prozesse auf Objekt- und Unternehmensebene. Wo diese Grundlagen fehlen, entsteht Verzögerung – unabhängig von Nachfrage oder Vermarktung.

Provisionen als Warnsignal

Auch Vergütungsmodelle verdienen einen nüchternen Blick. Überprovisionierte Projekte sind selten Ausdruck besonderer Qualität. Häufig sind sie ein Indikator für strukturelle Probleme, die an anderer Stelle kompensiert werden müssen – im Kaufpreis, in der Finanzierbarkeit oder in der langfristigen Haltbarkeit des Konzepts.

Faire Vergütung für den Vertrieb und gleichzeitig der Verzicht auf überprovisionierte Produkte können helfen, Interessenkonflikte zu reduzieren und den Fokus auf Umsetzbarkeit zu lenken.

Wachstum mit klaren Leitplanken

Wachstum ist kein Widerspruch zu Qualität – aber es verstärkt jede Unschärfe.
Wer skalieren will, ohne Kriterien abzusenken, braucht klare Leitplanken und die Bereitschaft, auch unter Druck Nein zu sagen.

Nicht jedes Projekt muss angeboten werden.
Nicht jede Nachfrage sollte bedient werden.

Gerade in einem angespannten Markt kann Zurückhaltung Ausdruck von Verantwortung sein – gegenüber Beratern, Anlegern und der eigenen Marke.

Fazit

Der Kapitalanlagemarkt leidet nicht an zu wenig Angeboten, sondern an zu wenig Konsequenz.
Wer heute alles verkauft, verkauft morgen Erklärungen.
Wer filtert, verkauft Vertrauen.

Konsequentes Nein-Sagen ist kein moralischer Anspruch, sondern eine wirtschaftliche Entscheidung – mit Kosten, aber auch mit Wirkung.

Und genau darin liegt seine Qualität.